Problem im Griff

Warum vegan?


Warum vegan? Viele Menschen fragen mich, warum ich mich vegan ernähre, ein Beitrag zu diesem Thema ist also längst überfällig. Bevor ich aber tiefer in das Thema eintauche, lassen Sie mich zunächst klarstellen, dass es nicht meine Absicht ist, Sie zum Veganismus zu bekehren. Während viele Veganer dazu neigen andere zu bekehren, ist das für mich eine persönliche Entscheidung des Lebensstils, nicht eine Religion. Ich habe festgestellt, dass die meisten Menschen dann vegan werden, wenn sie dazu bereit sind, nicht weil man sie mit Statistiken und Ernährungswissen zwangsbeglückt hat.

Wie heißt es so schön im Sprichwort,

„Ein Mensch, der überzeugt wird gegen seinen Willen,
bleibt seiner Meinung treu im Stillen.“

Dieser Artikel ist eher als Insider-Bericht über meinen Weg zur veganen Ernährung zu sehen, nicht als Bekehrungsrede.

 

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Vegetarier werden

Nachdem ich die meiste Zeit meines Lebens tierische Produkte gegessen habe, begann ich in den frühen 90ern zu Beginn meines Interesses an Persönlichkeitsentwicklung Bücher zum Thema Gesundheit zu lesen. Meine ersten Veränderungen begannen mit dem Wechsel zu einer fettarmen Ernährung und dem regelmäßigen Treiben von Sport. Ich wechselte zu fettarmer Milch, bevorzugte magere Fleischsorten und reduzierte fetthaltige Produkte wie Käse und Butter. Ich reduzierte auch meinen Zuckerkonsum, wechselte von normaler Limo zu Diät-Limos. Das Laufen wurde zu meiner sportlichen Hauptbetätigung, so lief ich etwa 25 Minuten pro Tag, manchmal auch länger. Alles in allem würde ich sagen, ich erfreute mich bester Gesundheit – keine größeren gesundheitlichen Probleme oder ernsthafte Krankheiten. Ich habe nie geraucht und bis auf seltene Anlässe mied ich auch Alkohol.

Auf die vegetarische Ernährungsweise wurde ich neugierig, als ich irgendwann in einem Buch über Ernährung etwas darüber gelesen hatte. Dort stand, dass Vegetarier angeblich länger lebten, weniger Schlaf bräuchten und ein geringeres Risiko hätten, an Krankheiten wie Krebs und Herzkrankheiten zu erkranken. Das klang verlockend aber ich hatte wirklich nicht vor für den Rest meines Lebens Vegetarier zu werden. Ich fand das ein wenig zu extrem und vermutlich gar nicht erforderlich. Ich hatte während meiner späten Jugendjahre einen vegetarischen Freund – ein knochiger indischer Typ – und ich fand es lustig, dass er nie Pfefferoni Pizza essen konnte. Er machte jedoch einen ziemlich gesunden und schlauen Eindruck. Er schlug mich regelmäßig beim Pokern.

Im Juni 1993 gewann meine Neugier schließlich Überhand und ich startete einen 30-Tage-Versuch als Lacto-ovo Vegetarier weil ich wissen wollte, wie das ist (kein Fleisch, jedoch Milchprodukte und Eier). Zumindest würde ich es dann wissen und könnte dieses Thema abhaken. Ich hatte genügend Änderungen hinter mir um zu wissen, dass eine neue Denkweise von einem Außenstehenden betrachtet immer völlig anders aussieht, als wenn man es am eigenen Leib erfährt. Ich wollte mir also eine Insider-Meinung zu dieser Ernährungsform bilden. Andernfalls würde ich mein ganzes Leben niemals wissen, wie es wirklich ist. Ich war 22 Jahre alt und fand, dass ich diese Erfahrung genau so gut jetzt gleich machen könnte. Ich erwartete tatsächlich, nach diesen 30 Tagen wieder vollständig zu meiner gewohnten Ernährungsweise zurückzukehren.

Ich war überrascht, wie leicht es war, Vegetarier zu werden. Ich dachte dazu würde man jede Menge Disziplin benötigen, aber das war überhaupt nicht der Fall. Ich tauschte nur einfach ein paar Sachen aus: Käse- oder Gemüse- statt Salamipizza, Nudel- und Reisgerichte, gebackenes Gemüse etc. Wenn ich das heute machen würde, wäre es noch um ein Vielfaches einfacher dank der vielen vegetarischen Produkte die es jetzt schon zu kaufen gibt, die es früher aber nicht gab. Ich besorgte mir ein vegetarisches Kochbuch (das ich noch immer habe) das mir mit ein paar wenigen Rezepten half, ich fand dass es im Großen und Ganzen nicht weh tat, Fleisch weg zu lassen.

Ich hatte keinerlei Entzugs-oder Vergiftungserscheinungen (kein Kopfweh, keine Rückenschmerzen oder ähnliches). Ich hatte kein Übergewicht als ich mit diesem Experiment begann, ich erinnere mich also nicht daran, viel Gewicht verloren zu haben, ich bemerkte aber sehr wohl einen Anstieg meiner Lebenskraft und fühlte mich viel energiegeladener bei meinen morgendlichen Läufen. Mir fiel auch auf, dass ich mich besser konzentrieren konnte, vor allem beim Meditieren und beim Programmieren. Diese Verbesserungen waren nicht enorm, aber spürbar.

Am Ende der 30 Tage hatte ich mich mit der neuen Gewohnheit angefreundet und empfand das als so einfach, dass ich keinen Grund sah, wieder zurück zu kehren. Nachdem ich meine Rückkehr zum Fleischesser mehrere Monate lang aufgeschoben hatte, schlussfolgerte ich: „Ich glaube, ich bin Vegetarier.“ Schrittweise verlor ich den Appetit auf Tierfleisch, sodass ich an meinen „alten“ Gerichten einfach keinen Gefallen mehr fand. Nach einer gewissen Zeit fand ich den Gedanken daran Tiere zu essen abstoßend, nicht aus moralischen Gründen sondern wegen des Geschmacks – ich wollte einfach kein totes Fleisch mehr in meinen Mund schieben.

Als ich 1994 Erin kennen lernte war sie keine Vegetarierin. Ihre Ernährung war sehr dürftig und bestand aus riesigen Mengen Fast Food. Irgendwann beschloss sie, es auch 30 Tage lang als Vegetarierin zu probieren – ohne es mir überhaupt zu sagen – und ihre Erfahrungen waren ähnlich wie meine. Nach 30 Tagen wollte sie einfach nicht mehr zurück.

 

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Vegan werden

Schon während meiner vegetarischen Phase dachte ich darüber nach, alle tierischen Produkte zu streichen und auf 100% vegan umzusteigen. Durch das, was ich bis zu diesem Zeitpunkt darüber gelesen hatte, war ich überzeugt davon, dass die vegane Ernährungsweise gesünder für mich wäre als die lacto-ovo-vegetarische. Ich besuchte auch Tony Robbins’ Feuerlauf-Seminar 1996 und hörte von der „Fit fürs Leben“-Diät, das Buch dazu las ich später. Tony ist der aktivste Mensch, der mir jemals begegnet ist und ernährt sich größtenteils vegan. Ich wurde neugierig, wie sich eine vegane Ernährung auf meinen Energielevel auswirken würde.

Erin und ich lernten zu dieser Zeit gerade Tae Kwon Do und ich begann mich für Weitstrecken-Läufe zu interessieren, deshalb klang das Versprechen von einem hohen Energielevel sehr verlockend. Einen Energiestoß hatte ich ja bereits erlebt als ich Vegetarier wurde, also konnte ich mir ausrechnen, dass es noch besser sein musste, vegan zu leben.

Wie man sieht war es nicht eine Frage von Tierrechten oder Umweltschutz, die mich dazu bewog, Veganismus auszuprobieren war einfach nur die Aussicht auf mehr Energie und Vitalität. Ich wünschte ich wäre die Art von Mensch gewesen, die auf die anderen Argumente für Veganismus gehört hätte, aber ich muss ehrlich zugeben, dass es nicht so war. Meine Neugier war nur von Eigeninteresse motiviert.

Im Jänner 1997 beschlossen Erin und ich 30 Tage lang vegan zu leben, um zu sehen wie es ist. Wir waren jedoch beide überzeugt davon, dass diese Ernährungsform zu schwierig und zu extrem wäre, um sie langfristig aufrecht zu erhalten. Wir dachten an all die leckeren Dinge, die wir aufgeben müssten – am Schwersten fiel es mir bei Käsepizza und Gemüse-Käse-Omletts. Aber wir dachten, dass wir das 30 Tage lang durchhalten könnten. Zumindest würden wir dann wissen, wie es ist und wenn diese Ernährungsweise uns zu viel abverlangen würde, könnten wir einfach sagen, dass es nicht das Richtige für uns war.

Vegan zu werden war ganz anders als vegetarisch zu werden. Während der ersten 7 Tage verloren Erin und ich je 3 Kilo! Wir aßen Kalorien im Überfluss und tranken viel Wasser, wo kam also dieser Gewichtsverlust her? Im Ernst, es ging alles die Toilette runter. Ein Klumpen von Milchprodukten, der sich im Laufe unseres Lebens angesammelt hatte wurde aus unseren Därmen heraus geschwemmt. Wow! Wir haben von Entgiftung gehört aber 3 Kilo in 7 Tagen – das übertraf bei weitem unsere Erwartungen. Nach der ersten Woche beruhigte sich die Lage und in den verbleibenden 23 Tagen verloren wir noch ein paar Kilos.

Nach der ersten Woche stieg meine Energie massiv an. Das war ein viel größerer Anstieg als damals, als ich Vegetarier wurde. Ich würde sagen, dass vom gesamten Energieanstieg von Fleischesser zu vegan, auf den Umstieg von vegetarisch zu vegan etwa 80 % fallen. Dieser Energieanstieg machte sich am stärksten während der Tae Kwon Do Stunden bemerkbar. Ich hatte plötzlich viel mehr Energie beim Boxen – meine Ausdauer war viel, viel größer. Es fiel mir auch leichter, längere Strecken zu laufen ohne müde zu werden, und meine Atmung fühlte sich sanfter und müheloser an. Es wurde einfacher Sport zu treiben und ich genoss viel öfter das sogenannte „Läuferhoch“.

Nachdem ich mehrere Jahre lang 5 bis 8 Kilometer gelaufen war, steigerte ich mich schrittweise auf 8 bis 16 Kilometer. Das Laufen fühlte sich so großartig an, dass ich oft nicht aufhören wollte, und es sich richtig anfühlte, einfach weiter zu laufen. Innerhalb eines Jahres machte ich 20-Kilometer Läufe am Strand von Santa Monica und im Jahr 2000 lief ich den L.A. Marathon.

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Neben meiner besseren körperlichen Fitness war die größte positive Veränderung eine deutliche Steigerung meiner geistigen Klarheit. Es fühlte sich an, als würde mein Gehirn aus einem dichten Nebel befreit werden – falls Sie den Film „Zeit des Erwachens“ gesehen haben – es war so ähnlich, nur dass ich bei dem Zustand startete, den man als “normal” bezeichnet. Ich dachte, “Wow... so fühlt es sich also an, wenn der Kopf klar ist?” Man kann sich das Gefühl so vorstellen, wie wenn man total freie Stirnhöhlen hat, nachdem man etwas richtig scharfes gegessen hat... nur eben im Gehirn.

Eine signifikante Verbesserung stellte ich beim Programmieren von Computerspielen fest, was ich damals beruflich machte. Ich konnte knifflige Probleme leichter lösen. Die Probleme waren gleich schwierig aber meine Fähigkeit, sie zu lösen, hatte sich deutlich verbessert.

Interessanterweise waren Erins Erfahrungen anders als meine. Ich erinnere mich nicht, dass sie den gleichen Anstieg geistiger Klarheit oder körperlicher Ausdauer verspürte wie ich. Sie erfuhr jedoch eine beachtliche Verbesserung ihrer psychischen Verfassung. Ich bemerkte das zu dieser Zeit zwar nicht (weil ich nicht darauf achtete) aber ich stellte selbst eine Verbesserung meiner intuitiven Klarheit fest, seitdem ich mich vegan ernährte.

Als die 30 Tage wieder um waren, fanden Erin und ich es einfach, weiter zu machen und die positiven Veränderungen waren so eindeutig, dass wir sie nicht wieder aufgeben wollten. Bei Tag 30 hatten tierische Produkte ohnehin viel von ihrer Attraktivität verloren, also aßen wir einfach so weiter, wie es uns am Natürlichsten erschien. Wieder war überhaupt keine Disziplin vonnöten, um diese Ernährungsweise beizubehalten. Und um den endgültigen Umstieg zu machen, benutzten wir unsere Neugier anstelle von Disziplin. Wie man sieht liebe ich die 30-Tage-Versuche.

Ich bekomme oft Komplimente für die Tiefsinnigkeit meiner Gedanken zu manchen Themen und so seltsam das klingen mag, ich verdanke viel davon meiner Ernährung. Der positive Effekt auf meine geistige Fitness ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum ich beschloss vegan zu bleiben. Ich kann einfach nicht mehr zurück in den Nebel des Gehirns, den ich als normal ansah. Menschen die Tiere essen betrachten meine Ernährungsweise oft als entbehrungsreich (von außen betrachtet), während ironischerweise ich deren Lebensweise als weit mehr eingeschränkt betrachte (von innen nach außen betrachtet).

Während manche Leute meine Ernährung als entbehrungsreich betrachten, merke ich nichts davon. Ich ernähre mich jetzt schon fast 10 Jahre lang so, für mich ist es also normal. Es ist nur manchmal ein bisschen komisch mit Menschen essen zu gehen, die noch immer Tiere essen, da diese meist ein bisschen fanatisch sind in ihrem Blutdurst nach Fleisch... als ob sie Vampire wären oder so. Es macht mir nichts aus, wenn Menschen vor mir Tiere essen – es steht ihnen frei zu essen, was sie wollen. Ich stelle jedoch fest, dass Menschen sich oft unbehaglich fühlen, wenn sie vor einem Veganer Tiere essen. Und ich nehme an, dass sich die Tiere dabei auch nicht wohler fühlen

 

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Post-Veganer

Erst nachdem ich Veganer geworden war, begann ich mich offen mit den anderen Argumenten für Veganismus auseinanderzusetzen. Eines der besten Bücher, die ich dazu las, war „Ernährung für ein neues Jahrtausend“. Ich war überrascht wie zerstörerisch die Gewohnheit, tierische Produkte zu essen, in Wirklichkeit ist – für unseren Körper, unsere Umwelt und unsere Politik. Wenn Sie zu denjenigen gehören, die Daten und Statistiken lieben, ist das das Buch für Sie, obwohl die Zahlen jetzt schon etwas älter sind. Zuerst versuchte ich diese Statistiken zu verwenden um zu sehen, ob ich andere Menschen überzeugen kann, Veganismus oder wenigstens Vegetarismus zu probieren. Niemand ist so rechtschaffen wie der Neu-Überzeugte, oder? Ich schaffte es dass ich ein paar Leute überzeugte, die es versuchten und gute Resultate erhielten, aber vor allem öffnete es mir die Augen dafür, wie engstirnig die Menschen sind, selbst angesichts überwältigender Fakten. Sicher, ich war viele Jahre lang einer von ihnen, diese Situation von der andere Seite aus zu sehen war also vielleicht eine Art Karma-Lektion für mich. Ich glaube das half mir, offener zu werden und meinen eigenen Widerstand zu sehen wenn es darum ging, die Wahrheit anzuerkennen.

Mit der Zeit begann ich mich mehr mit den ethischen Gedanken des Veganismus zu befassen. Es war nicht im entferntesten meine Motivation aus ethischen Gründen oder Umweltgründen vegan zu werden, aber nachdem ich eine Zeit lang vegan war, begannen diese Aspekte mich zu berühren. Ich sah mir Videos von Tierfabriken/Massentierhaltung an und ich war traurig über die Grausamkeit gegenüber Tieren, vor allem als mir klar wurde, dass Menschen so etwas jeden einzelnen Tag unterstützen. Sie finden solche Videos auf der Webseite von Peta.org  [Anm.: In Deutschland Peta.de] wenn Sie sich dafür interessieren. Ich verspürte eine Erleichterung, dass meine Entscheidung einen kleinen aber positiven Effekt auf die Reduzierung von Tierleid und Umweltzerstörung hat. Ich war froh, dass die Gerichte, die ich zu mir nahm, keinem Tier Leid zufügten oder den Tod verursachten. Meine Frau und ich haben angefangen, an pro-vegane Nonprofit-Organisationen zu spenden.

Ich begann immer mehr Mitgefühl zu empfinden, nicht nur für Tiere sondern auch für Menschen. Ich war nie ein besonders sensibler Typ (Mein Stil war eher der Sarkasmus) aber ich wurde feinfühliger für den Schmerz und das Leid anderer. Ich sorgte mich um Menschen und Tiere auf eine Art, die ich noch nie zuvor erlebt hatte und um ehrlich zu sein, am Anfang widerstrebte mir diese Veränderung. Dieser Bewusstseinswandel wurde mit der Zeit stärker, als ob etwas in meinem Geist frei wurde. Wenn Sie mit Chakren vertraut sind: vegan zu werden öffnete mein Herz-Chakra. Dieses Mitgefühl für andere breitete sich weiter aus und begleitet mich auch heute den größten Teil meines Arbeitstages.

Ich denke Mitgefühl ist mehr eine Frage des Ausmaßes als des Charakters, denn egal wo man gerade steht, man kann sich immer verbessern. Ich verbessere mich immer noch – das ist ein niemals endender Prozess. Erst diesen Sommer wechselte ich endgültig zu lederfreien Schuhen und Gürteln. Ich akzeptiere die Haltung, dass, wenn jemand bereits tierische Produkte wie Schuhe besitzt, wofür die Tiere schon den Preis bezahlen mussten, man deren Leben dadurch ehren soll, dass man diese Sachen auch verwendet oder an jemanden weitergibt, anstatt sie wegzuwerfen. Es ist eine ziemliche Herausforderung auf alle Gegenstände tierischer Herkunft zu verzichten, da sie in unserer modernen Gesellschaft derart weit verbreitet sind. Selbst der Klebstoff von Holzkisten in denen Gemüse verpackt wird, könnte tierischer Herkunft sein. Und wie ist es mit dem Zerdrücken von Ameisen, die Ihre Küche plündern? Jeder hat einen anderen Stand, was das Maß an Mitgefühl angeht, es ist also das Beste, in sich hineinzuhören und zu entscheiden, welcher Standpunkt sich für Sie richtig anfühlt. Wenn Sie beginnen über andere zu urteilen, ist das ein Zeichen dafür, dass Sie an Ihrem Standpunkt etwas verbessern könnten.

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Ich war überrascht, dass tierische Produkte für mich jede Attraktivität verloren hatten. Heute stoßt mich der Gedanke richtig ab, mir tierische Produkte in meinen Mund zu befördern. Wenn ich mir nur vorstelle in ein Steak zu beißen, löst das bei mir schon eine Welle der Übelkeit aus. Es ist als wenn jemand sagen würde “Hey, Steve! Willst du einen Bissen von dieser pestverseuchten, eitergefüllten Ratte mit einer Sauce aus Erbrochenem?” Nicht gerade appetitanregend. Eine Schüssel mit Sägemehl wäre appetitlicher. Hier geht es also nicht um Verzicht sondern ich esse einfach, was mir als normal und essbar erscheint.

Ich fühlte mich als Veganer nie beraubt... ganz im Gegenteil, die Vielfalt meiner Ernährung wurde größer. Als Fleischesser aß ich immer und immer wieder das Gleiche, nachdem ich aber vegan wurde, versuchte ich alle Arten von neuen Rezepten. Ich aß Obst und Gemüse, welches ich noch nie vorher gegessen hatte und ich fand neue Lebensmittel, die ich mochte. Heutzutage gibt es schon so viele vegane Produkte am Markt, dass man hochwertigen Ersatz für alles findet. Man bekommt vegane Burger, Eis, Käse, Sauerrahm, Frischkäse, Milch, Butter, Faschiertes/Hackfleisch, Aufschnitte (Bologna, Schinken, Truthahn, etc.), Donuts und vieles mehr. Ich aß sogar schon vegane “Ente”. 1997 schmeckten viele dieser veganen Nahrungsmittel noch furchtbar. Besonders Ersatz für Milchprodukte – viele schmeckten wie flüssiger Tofu. Aber heutzutage wurden die Rezepturen schon so perfektioniert, dass der Geschmack meist hervorragend ist.

 

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VegFamily

In den späten 90ern gründete Erin VegFamily.com, um mit anderen Veganern in Kontakt zu treten. Irgendwann wurde das eine der Top veganen Web Seiten – Ich würde sagen die Nummer 1 zur Unterstützung von veganen Eltern und Familien. Der Zweck der Seite ist es Veganer zu unterstützen, nicht Menschen vom Veganismus zu überzeugen. Die Community ist freundlich gegenüber Menschen, die es erwägen vegan zu werden, während die Foren frei gehalten werden von Leuten, die über die Vorzüge der veganen Ernährung debattieren wollen – dafür gibt es genug andere Seiten. Eine interessante Rubrik ist die lange Liste der Warum-Vegan-Geschichten, wo die Besucher über Ihre Beweggründe, vegan zu leben erzählen; es gibt unzählige Gründe warum Menschen zu dieser Veränderung finden.

Das coole daran VegFamily zu betreiben, ist, dass Erin und ich tonnenweise vegane Produktproben mit der Post bekommen, damit wir dafür Bewertungen auf der Seite abgeben. Wir fuhren auch als Mitglieder der Presse auf eine Messe für Naturprodukte, um die neuesten Kreationen zu verkosten (Warnung – mischen Sie nie Weizengrassaft, Bio-Kaffee und vegane Schokolade in einem leeren Magen). Früher waren die meisten Proben die wir bekamen ziemlich mies. Ich habe mehr als genug „Briketts“ gegessen, die als vegane Energieriegel angeboten wurden. Manche Sachen waren dafür fantastisch. “Rose City Chocolates“ macht eine der raffiniertesten veganen Schokoladen, die ich jemals gegessen habe. Und bei „Allison’s Gourmet“ gibt es köstliche vegane Cookies und Brownies (mein Favorit ist der Schokolade-Minze-Cookie).

Nach ein paar Jahren sahen wir, dass schon viel mehr Leute auf den veganen Markt aufgesprungen waren. Erin engagierte schließlich einen Produktberater, um die Bewertungen zu schreiben. Ich vermisse die gratis Kostproben. Heute bekomme ich mit der Post unzählige Produkte zur Persönlichkeitsentwicklung, aber die Bücher, CDs und DVD´s schmecken einfach nicht so gut wie vegane Brownies.

Letztes Jahr beschlossen Erin und ich dann, eine Sammlung der besten Rezepte von VegFamily Besuchern zu machen mit Schwerpunkt familienfreundliche Rezepte, die Kinder und Erwachsene mögen. Sie bekam tausende Einsendungen und ließ sie ihre Besucher dann testen und aus den Besten wurde dann das VeganFamilyFavorites Kochbuch. Wir besitzen Dutzende vegane Kochbücher, was ich an diesem aber so besonders mag (abgesehen davon, dass es von Erin ist) ist, dass die Rezepte alle von „richtigen“ Familien und nicht von Haubenköchen stammen, sodass es darin viele Rezepte mit Zutaten gibt, die man immer zuhause hat, anstatt dass man immer für etwas Ausgefallenes vorplanen muss. Ich habe sogar einige meiner eigenen Rezepte eingereicht.

 

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Weitere Experimente

Ich habe auch mehrmals Unterformen der veganen Ernährung ausprobiert. Ich las etliche Bücher über Makrobiotik, einschließlich Dirk Benedict’s Erfahrungen in seinem Buch „Mein Leben als Kamikaze-Cowboy“, das klang interessant, also machte ich den 30-Tage-Versuch. Bei dieser Ernährungsweise aß ich viel braunen Reis, Weizen, Suppe, Seetang und gekochtes Gemüse. Ehrlich gesagt fielen mir keine nennenswerten Verbesserungen auf. Ich fand es weder besser noch schlechter als meine bisherige Ernährung, mein 30-Tage Versuch endete in diesem Fall also bei Tag 31. Jedoch schmeckten mir viele der makrobiotischen Lebensmittel, brauner Reis und Miso Suppe wurden nach diesem Versuch deshalb Grundnahrungsmittel meiner Ernährung.

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Ein anderes Mal versuchte ich es mit einer komplett rohen Ernährung. Der erste Versuch dauerte nur drei Tage bevor ich aufgab. Aber ich lernte mehr über diese Ernährungsweise und fand heraus, dass es nicht das Beste war, sich nur von Obst und Gemüse zu ernähren. Ich startete einen weiteren Versuch mit einem klügeren Konzept, das viele rohe Nüsse beinhaltete und ich schaffte es 30 Tage lang. Ich fand es trotzdem zu umständlich, um vollständig zu dieser Ernährungsform überzugehen. In den ersten paar Wochen spürte ich ein starkes Verlangen nach gekochter Nahrung, vor allem nach Brot. Aber dieses Verlangen ließ irgendwann nach und ich fühlte mich unbeschreiblich gut. Ich fühlte mich noch nie in meinem Leben körperlich und emotional so voller Energie wie mit dieser Ernährung. Ich weiß, es ist eine große Verbesserung gegenüber gekochter veganer Nahrung. Aber ich empfand diese Ernährungsweise als zu zeitraubend. Ich musste wesentlich mehr Essen, um auf die gleiche Kalorienanzahl zu kommen, und es dauerte eine beachtliche Zeit, alles zu zerkleinern, zu schneiden und zu entsaften um etwas Interessanteres als Obst und Salat zu kreieren. Ich beschloss, dass es weit mehr als nur eine Änderung der Ernährungsweise bedeutete auf roh umzusteigen, eine komplette Änderung des Lebensstils wäre dazu erforderlich gewesen, zu diesem Schritt war ich jedoch noch nicht bereit.

Jahre später gab ich der Rohkost noch eine Chance, diesmal für 45 Tage, und kam zum selben Ergebnis. Ich hatte überdurchschnittlich viel Energie und Lebenskraft, aber es war mir zu aufwändig. Manchmal brauchte ich 2 Stunden am Tag für die Nahrungsmittel-Zubereitung. Und ich war auch oft hungrig.

Nachdem ich mich mehr als 30 Tage roh ernährt hatte empfand ich gekochte Nahrung als viel lebloser. Rohe Nahrung ist lebende Nahrung, also lebt alles, was man isst – keine Konserven oder Verarbeitetes. Wenn man sich ein mal daran gewöhnt hat ist es schwer, zurückzukehren. Ich wusste, dass das Zurückgehen zu gekochten und verarbeiteten Lebensmitteln gesundheitlich der falsche Schritt war, aber zu der Zeit war es wesentlich praktischer.

 

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Was kommt als Nächstes?

Ich habe mich einer lebenslangen Verbesserung meiner Ernährung verpflichtet und so halte ich immer Ausschau nach dem nächsten Schritt. Ich weiß, dass es ein großer Schritt für mich wäre, mich roh zu ernähren, nachdem ich schon zwei Versuche gemacht und die großartigen Resultate abgesehen von der Vorbereitungszeit genossen habe. Ein Problem war, dass meine ersten beiden (Nicht)Kochbücher Gourmet-Kochbücher mit komplizierten Rezepten waren, aber kürzlich habe ich eine Ausgabe von „Raw Food Made Easy“ bekommen, das viel einfachere Rezepte enthält. .. solche mit 5 Zutaten statt 15. Dieses Buch hat mir wahnsinnig geholfen und die rohe Ernährung viel praxistauglicher.

Am 4. September [Anm.: 2006] startete ich einen neuen 30-Tage-Versuch aber ich beschloss, diesen ein wenig schwieriger zu gestalten. In den nächsten 30 Tage esse ich nur rohes Gemüse, Nüsse, Samen und kaltgepresste Öle sowie Früchte mit wenig Zucker wie Zitronen, Limonen, Avocados, Tomaten und Kokosnüsse. Ich lasse auch die süßeren Gemüsesorten wie Karotten oder rote Rüben weg, also eine sehr zuckerarme Ernährung. Natürlich kombiniere ich meistens die Zutaten, um aus dem Ganzen interessante Gerichte zu machen.

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Wenn Sie zufällig zu einer dieser uninformierten Seelen gehören, die sich genötigt fühlen zu fragen, “Woher bekommst du denn dein Eiweiß?” (Ja, das ist eine dumme Frage), dann sollten Sie Der große Protein Mythos lesen, um ein wenig von der Konditionierung durch die Medien loszukommen und zu lernen, dass sogar Gemüse Protein im Überfluss enthält. Bei Brokkoli bestehen zum Beispiel über 50% der Kalorien aus Proteinen. Natürlich gibt es gewisse Märkte denen es lieber wäre, wenn Sie das nicht wüssten.

Ich beende jedenfalls gerade Tag 6 dieser Ernährungsweise und es geht mir gut damit. Ich hatte einige größere Schwankungen in meiner Stimmung und Energie, wie auch jeweils in der ersten Woche meiner vorhergehenden Versuche. Ich erinnere mich, dass ich mich in der ersten Woche der Versuche mies fühlte und danach fantastisch, also hoffe ich, dass Woche 2 diesmal wieder diesem Muster folgt.

Ich beginne deshalb mit einem höheren Schwierigkeitsgrad (Bananen aufzugeben ist wirklich hart), damit ich, wenn ich es bis Tag 30 schaffe und nicht weiter machen will, ich noch auf eine weniger strenge Rohkost zurück steigen und die süßen Obst- und Gemüsesorten dazunehmen kann. Also dieser schwerere Versuch ist vielleicht eine Möglichkeit, Rohkost zu einer fixen Gewohnheit für mich zu machen. Ich würde diesen Schritt für den Anstieg an Lebenskraft liebend gern machen, wie ich ihn schon zweimal erlebt habe - das ist die Mühe auf jeden Fall wert. Ich muss nur einen Weg finden, das so praktisch zu machen, dass ich dabei bleiben kann.

Wie Sie sehen, sind die Verbesserungen in meiner Ernährung größtenteils von Eigeninteresse motiviert: mehr Energie, mehr mentale Klarheit, mehr Lebenskraft, mehr Ausdauer. Wenn eine Ernährungsweise es Ihnen wert erscheint, machen Sie einen 30-Tage-Versuch, um die Ergebnisse bei sich selbst zu sehen. Dann können Sie entscheiden, ob Sie sie verwerfen, anpassen oder übernehmen wollen. Ich kann nicht sagen, ob mein Weg für Sie funktioniert.

Sie müssen sich also auf jeden Fall Ihren eigenen Weg durch das Labyrinth an Meinungen bahnen.

 


 Übersetzung von ProblemImGriff, Original von Steve Pavlina:
„Why Vegan?“


 

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